Lesehinweise

Das Buch “Hochbegabungen” enthält Aufsätze und Arbeiten aus mehr als zwei Jahrzehnten. Die Einleitung und Übersicht zu diesem Band ist weiter unten nachzulesen.

Hochbegabungen. Aufgaben und Chancen für Erziehung, Schule und Gesellschaft, von Klaus K. Urban.
Lit-Verlag, Münster, 2004. ISBN 3-8258-8246-2, 341 Seiten, € 19,90

Im Folgenden finden Sie einige Schriften, die in der praktischen, pädagogischen Arbeit hilfreich sein können.

SenSel - Kreativität. Sensibilisierungs- und Selbstbefragungsbogen für Lehrkräfte/Gruppenleiter zur Kreativitätsförderung in pädagogischen Settings,
von Klaus K. Urban, Hannover: klausur-verlag, 2014. ISBN 978-3-932167-20-1, 8 Seiten, € 4,00

KREAKTIVITÄTEN. Aufgaben und Spiele zur Anregung & Förderung kreativen Denkens,
von Klaus K. Urban. Hannover: klausur-verlag, 4. Aufl. 2017. ISBN: 978-3-932167-16-4, 88 Seiten, € 16,00

FEBB – KiK - Fragebogen zur Erkennung besonderer Begabungen bei Kindern im Kindergartenalter,
von Klaus K. Urban. Hannover: klausur-verlag, 2012. ISBN: 978-3-932167-17-1, 8 Seiten, € 3,00

Außerdem für die Grundschule bzw. Klassen 1 - 6

Lehrerfragebogen zur Erkennung von SchülerInnen mit besonderen Begabungen, von Klaus K. Urban,
klausur-verlag, Hannover, 1997. ISBN: 978-3-932167-04-1, 7 Seiten, € 3,00

Für die Sekundarstufe
LEBB – Lehrerfragebogen zur Erkennung besonderer Begabungen bei Schülerinnen und Schülern – Sekundarstufe -,
von Klaus Urban, klausur-verlag, Hannover, 2009. ISBN: 978-3-932167-11-9, 8 Seiten, € 3,00

Die im klausur-verlag erschienenen Schriften können Sie gegen Rechung auch direkt beim Verlag bestellen:
klausur-verlag, Anecampstr. 21A, 30539 Hannover, Tel. 01775402732; E-Mail: klausurban@aol.com

 

Einleitung (aus dem Band "Hochbegabungen", 2004).

Es ist über 25 Jahre her, dass ich mit dem Thema „Hochbegabte Kinder“ konfrontiert worden bin. Bis dahin hatte ich mich im Rahmen der Gründung und wissenschaftlichen Begleitung einer Gesamtschule schon mit (Entwicklung von) Begabungen und Leistungen von Schülern befasst, allerdings nie explizit mit den Extremausprägungen der Intelligenz. Über persönliche Berichte und Erfahrungen wurde dann schnell deutlich, dass sich hier eine Thematik auftat bzw. eine Gruppe von Kindern betroffen war, die von wenigen Ausnahmen abgesehen sowohl in der Schulpraxis als auch in der schulpädagogischen und psychologischen Literatur und Forschung fast völlig vernachlässigt worden war. Natürlich hat es immer schon hochbegabte Kinder gegeben; allerdings waren deren Lernerfolge oder Leistungsversagen, soweit umweltbedingt, aber stark vom Zufall der ökologischen und ökonomischen Bedingungen der Umwelt, u. a. zum Beispiel von den Bildungserwartungen des Elternhauses, den finanziellen Rahmenbedingungen der Familie, von zufälligen Bildungsmöglichkeiten in der Region, von der zufälligen Kompetenz der Lehrer usw. abhängig.

Die explizite Auseinandersetzung aber mit ihrer Förderung, mit der Entwicklung und Entdeckung möglicher Begabungspotentiale, vor allem bei Leistungsversagern („underachievern“), Methoden der Identifikation, der schulpraktischen Ansprache und Integration, der Eltern- und Lehrerberatung und weitere mit dem Thema Hochbegabung verknüpfte Aspekte waren nicht Gegenstand praktischer und wissenschaftlicher Arbeit, wie ein Blick in die Literatur zeigte. Bei näherer Befassung mit dem Thema wurde mir bald klar, dass hier eine wichtige pädagogische und psychologische Aufgabe für Erzieher, Lehrkräfte und Berater sowie für Wissenschaftler und Forscher vorlag, die zugleich eine Herausforderung an Bildungspolitik und Gesellschaft insgesamt darstellte. In diesem Sinne entstand Ende der 70er Jahre ein erster Problemaufriss, der auch in diesem Band als erster Beitrag abgedruckt ist.

Für die weitere Beschäftigung mit dem Thema empfand ich es als großes Glück, Privileg und enorme akademische und persönliche Bereicherung, schon 1979 an der dritten Weltkonferenz des World Council for Gifted and Talented Children in Jerusalem teilnehmen zu dürfen, über die ich dann, wie über folgende Konferenzen auch, hierzulande berichtet habe, damit das Thema einer breiteren Öffentlichkeit bekannt würde (Urban, 1980, 1982a, 1983a, b).

Um die in anderen Ländern damals schon vorhandene Expertise zu diesem Arbeitsbereich für unseren Sprachraum zugänglich zu machen – auch um die Entwicklung zu beschleunigen und zu vermeiden, dass jedes „Rad wieder neu erfunden“ werden müsste -, gab ich schon früh eine Sammlung von übersetzten Aufsätzen internationaler Experten heraus (Urban, 1982b), der dann später eine Reihe weiterer Herausgaben mit Ergebnissen deutschsprachiger Kollegen folgte (Urban, 1992, 1996; Drewelow & Urban, 1992, 1994; Urban & Joswig, 1998).

Im Laufe der Jahre sind viele eigene Arbeiten zu historischen, theoretischen, (sonder-)pädagogischen und psychologischen Aspekten des Themas „Hochbegabte Kinder“ entstanden, die in den unterschiedlichsten Publikationen, Büchern und Zeitschriften verstreut veröffentlicht worden sind und so teilweise nicht (mehr) gut zugänglich waren. So kam von verschiedenen Seiten der Wunsch auf, die wichtigsten Arbeiten in einem Band zusammen und zur Verfügung zu stellen, zumal sie nichts von ihrer Aktualität verloren haben.

Nach dem schon genannten, dieses Buch einleitenden Artikel, der 1980 eine der ersten deutschsprachigen Veröffentlichungen zum Thema überhaupt war, folgen zwei Aufsätze, die die Geschichte der Hochbegabtenpädagogik und -forschung kurz aufarbeiten, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der umfassenden Längsschnittstudie von Lewis M. Terman liegt, die 1921 begonnen worden war. Die nächsten drei Artikel (vier bis sechs) sind in engerem Sinne von historischem Interesse, da sie die Situation und Entwicklung der Begabungsförderung in der Bundesrepublik Deutschland ab Anfang der 80er bis Anfang der 90er Jahre dokumentieren. Das Bild wird abgerundet durch einen Abschnitt über neuere Entwicklungen im vorletzten, neunzehnten Aufsatz.

Die vom Autor angebotene Definition sowie das vertretene Konzept von Hochbegabung werden einleitend im siebten Aufsatz dargestellt, bevor wie in den folgenden zwei Aufsätzen – die auch für Erzieherinnen und Eltern interessant sein dürften – Fragen eines begabungsgerechten und begabungsentwickelnden Lernens, der Differenzierung und schulischen Organisation, zur Rolle der Lehrer sowie Fragen der methodisch-didaktischen Möglichkeiten der (integrativen) schulischen Förderung von besonders begabten Kindern erörtert werden.

Im zehnten Aufsatz werden schulische Fördermaßnahmen betrachtet im Kontext einer Diskussion um Chancengerechtigkeit, um den scheinbaren Widerspruch von Demokratie und Elite. Diese Debatte wird im nächsten Aufsatz aufgenommen, in dem anhand des Begriffs der „Offenheit“ notwendige Konstellationen auf gesellschaftlicher, systemischer und individueller Ebene als Voraussetzung für Begabtenförderung beschrieben werden.

Der Erkennung von hoher Intelligenz und Leistungsfähigkeit sowie der Identifizierung von hochbegabten Kindern widmen sich die Beiträge zwölf und dreizehn. Dabei wird Identifikation in einem Gesamtzusammenhang von Begabungskonzept, Inhalten der Förderprogramme und gesellschaftlichen Ressourcen gesehen und schließlich ein „begabungs-förder-diagnostischer“ Ansatz vertreten, der seinen Ursprung in der neueren sonderpädagogischen Psychologie hat. In dem zusammen mit Joan Freeman verfassten Aufsatz dreizehn werden weitere Probleme des Identifizierens und Etikettierens von hochbegabten Kindern thematisiert.

Ein weiterer Forschungs- und Arbeitsfokus lag auf besonderer Begabung(sförderung) im Vorschulalter, was Mitte der 80er Jahre zu einem vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft geförderten und wissenschaftlich begleiteten Modellprojekt in Hannover geführt hatte. Grundsätzliche Überlegungen dazu sowie die konzeptionellen, pädagogisch-psychologischen Grundlegungen für die Arbeit in der damaligen Gruppe, die auch heute noch für die Arbeit im Kindergarten wie in der Grundschule fruchtbar gemacht werden können, werden im vier- und fünfzehnten Beitrag vorgestellt.

Eine empirische Erkundungsstudie, über die im sechzehnten Artikel berichtet wird, untersuchte, ob sich die Ansichten und Einstellungen von Lehrern und Eltern in Bezug auf schulische Erziehung und Erziehungsziele unterscheiden, und zwar differenziert nach „normalen“, behinderten und hochbegabten Kindern (mit hoher Intelligenz).

Die beiden nächsten Aufsätze (17 und 18) gehen der Frage nach, ob und inwiefern ein Zusammenhang von Hochbegabung bzw. hoher Intelligenz und Verhaltensauffälligkeiten besteht, zeigen Gefährdungen unter bestimmten, nicht passenden Umweltkonstellationen auf und stellen zwei Fallbeispiele kurz vor.

Über eine kürzliche Stellungnahme zur Situation hochbegabter Kinder unter dem Aspekt der Benachteiligung wird im vorletzten Beitrag berichtet. Im letzten und zwanzigsten Artikel wird die Arbeit des World Council for Gifted and Talented Children vorgestellt, bevor unter Bezugnahme auf ein bestimmtes Menschenbild mein integratives Komponentenmodell der Kreativität, zu der ein eigenes Buch erscheint (Urban, 2004), aufgegriffen und zu einem Rahmenmodell „Verantwortlicher Kreatelligenz“ erweitert wird, das zunächst Intelligenz und Kreativität verknüpft, das weiterhin Erziehungspostulate und Persönlichkeitskompetenzen beinhaltet, die verantwortliches Denken und Handeln im Interesse einer lebbaren Zukunft mitbestimmen.

Vieles von dem, was in diesem Band ausgeführt wird, vor allem über Schule, Unterricht und Förderung, trifft (natürlich) nicht nur auf hochbegabte Kinder zu, sondern entspringt der grundsätzlichen Einsicht, dass jedes Kind ein „Unikat“ ist, das es individuell angemessen zu fördern gilt. Dazu kommt die aus internationalen Erfahrungen gewonnene Erkenntnis, dass ein besonderer Fokus auf hochbegabte Kinder die Qualität von Schule und Unterricht generell verbessern hilft und dass alle Beteiligten davon profitieren.

Ich hoffe, dass dieses Buch interessierte Leser finden wird, „Novizen“ nachhaltige Informationen liefert, Studierenden ein anregendes Lernfeld erschließt, Eltern Hilfestellungen anbietet und Fragen beantwortet, erziehenden und lehrenden Praktikern Anregungen für ihr pädagogisches Handeln gibt, Forschern neue Fragestellungen eröffnet und Experten in ihrer Arbeit bestätigt und ermuntert.

Danken möchte ich den vielen hochbegabten Jungen, Mädchen und Jugendlichen, aber auch Eltern und Lehrern, dass sie mich eine kleines Stück weit an ihrem Leben haben teilnehmen lassen und mich bei aller theoretischen Bemühung, wissenschaftlichen Beobachtung und akademischen „Formatierung“ immer wieder daran erinnert haben, dass es bei diesem Thema um lebendige Menschen geht, um ihre gelingende Entwicklung, ihre Bedürfnisse, Möglichkeiten und ihr persönliches Wohlergehen in einer akzeptierenden und fordernd-fördernden Gesellschaft.

Mein besonderer Dank gilt meiner Frau, die in all den Jahren meine Arbeit unterstützt, durch ihre kritischen und weisen Kommentare konstruktiv begleitet und zu ihrer Weiterführung beigetragen hat.

Rodenberg, im Juni 2004
Klaus K. Urban